Einblicke in moderne Führungsstrategien aus der Praxis eines Stadtwerke-Geschäftsführers

In einer Zeit, in der sich die Energiebranche schneller verändert als je zuvor, stehen Stadtwerke unter enormem Druck: Klimaziele, Digitalisierung, Kundenanforderungen und der Fachkräftemangel treffen auf teils jahrzehntealte Strukturen. Doch wie gelingt es, sich inmitten all dessen nicht nur anzupassen, sondern aktiv zu gestalten?
Maik Landwehr, Geschäftsführer der Stadtwerke Rüsselsheim, liefert eindrucksvolle Antworten – keine theoretischen Modelle, sondern gelebte Praxis. In einem aktuellen Interview teilt er seine Strategien für Change Management, Innovation und Führung in einem öffentlichen Versorgungsunternehmen. Seine Erkenntnisse laden zum Lernen, Mitdenken und Nachmachen ein.
Hier sehen Sie das ganze Interview mit Maik Landwehr
1. Veränderung beginnt bei den Menschen – nicht nur bei den Rahmenbedingungen
Ein zentrales Element von Landwehrs Ansatz:
Die Bereitschaft zur Veränderung ist kein Thema externer Zwänge, sondern vor allem eine Frage der Haltung innerhalb des Unternehmens.
„Viele Herausforderungen liegen nicht außerhalb – sie liegen in uns selbst, in unseren Strukturen, Denkweisen und Routinen.“
Was auf den ersten Blick unbequem klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als kraftvoller Hebel:
- Indem Mitarbeitende Verantwortung übernehmen, Entscheidungen nachvollziehen können und eingefahrene Schuldmuster hinterfragt werden, entsteht eine neue Kultur – offen, lernfähig und lösungsorientiert.
2. Investieren trotz Druck: Die Infrastruktur der Energiewende als Pflicht und Chance
Die Energiewende macht es notwendig, massiv in Infrastruktur zu investieren – Stromnetze, Wärmelösungen, Digitalisierung. Landwehr spricht offen aus, dass in der Vergangenheit nicht genug investiert wurde.
Heute drängt die Zeit. Und das trotz oft knapper Kassen.
Doch statt zu zaudern, setzt er auf Priorisierung, realistische Kommunikation und Zielorientierung:
- „Wir müssen nicht alles sofort lösen – aber wir müssen anfangen. Es ist besser, pragmatisch 80 % umzusetzen, als perfekte Pläne nie zu realisieren.“
3. Digitalisierung nicht zerreden – ausprobieren!
Ein besonders bemerkenswerter Ansatz: Der „Promptathon“, den Landwehr ins Leben gerufen hat. Mitarbeitende dürfen experimentieren, verschiedene KI-Anwendungen testen – ohne sofort starre Regeln oder Strategiepapiere.
Diese Denkweise zeigt: Digitalisierung bedeutet vor allem, Lust auf Neues zu machen, statt Angst zu schüren.
Es braucht Spielräume und Vertrauen in die Intelligenz und Lernfähigkeit der eigenen Teams.
4. Projektwochen und -monate: Struktur für Wandel
Landwehr weiß: Ohne Struktur bleibt Veränderung Wunschdenken.
Daher hat er Projektwochen eingeführt – zunächst in der IT, mittlerweile für einen ganzen Monat unternehmensweit. Diese Wochen sind klar abgegrenzt, fokussiert, mit festen Zielen, regelmäßigen Statusmeetings und Ressourcen.
Das Ziel:
Komplexe Vorhaben nicht im Tagesgeschäft verlieren lassen, sondern sichtbare Fortschritte erzielen.
Dabei geht es nicht nur um neue Produkte oder Kundenprojekte, sondern auch um die Verbesserung interner Prozesse, digitaler Tools und Zusammenarbeit.
5. Führungsstil mit Haltung: Walk your Talk
Worte wie „transparente Führung“ oder „Vertrauen schaffen“ sind schnell gesagt. Landwehr lebt sie – mit einer Klarheit, die selten geworden ist:
„Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Ich erzähle nichts, wovon ich nicht überzeugt bin.“
In Zeiten von Unsicherheit und Veränderungsdruck ist genau das entscheidend:
Glaubwürdigkeit. Mitarbeitende merken, ob Führung nur Ankündigungen macht oder ob Verantwortung ernst genommen wird.
Bei den Stadtwerken Rüsselsheim ist letzteres der Fall.
Fazit: Vom Reagieren ins Gestalten kommen
Was wir von Maik Landwehr lernen können: Transformation in kommunalen Unternehmen ist möglich – mit Mut, Menschlichkeit und Methodik. Stadtwerke können Vorreiter statt Nachzügler sein.
- Wenn Mitarbeitende ernst genommen und eingebunden werden
- Wenn Digitalisierung nicht als Bedrohung, sondern als Werkzeug begriffen wird
- Wenn Führung nicht aus Worthülsen, sondern aus Haltung besteht
Die Geschichte der Stadtwerke Rüsselsheim ist keine Einzelfall-Erfolgsgeschichte – sie ist ein praktisches Beispiel, wie man es angehen kann. Für andere Stadtwerke bietet sie die Chance, sich inspiriert zu fragen:
👉 Wo stehen wir mit unserem Change
Management?
👉 Welche
Experimentierräume geben wir unseren Teams?
👉 Und wie klar und glaubwürdig leben wir unsere Führungsprinzipien wirklich?
Wenn Sie Lust haben, weitere Impulse für zukunftsfähige Stadtwerke zu erhalten – rund um digitale Weiterbildung, Führungsentwicklung und Praxisbeispiele aus der Branche – lade ich Sie herzlich ein, meine Lernplattform für kommunale Unternehmen kennenzulernen:
Möchten Sie mit mir in den Austausch gehen oder Ihre eigenen Erfahrungen teilen?
Schreiben Sie mir gerne direkt an info@ralf-greiner.com
oder vernetzen Sie sich auf LinkedIn.
Vielen Dank Herr Landwehr für dieses tolle Interview!
Liebe Grüße aus Bad Harzburg
Ralf Greiner
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